18. März 2024

Dr. Ueli Grunder blickt im Interview zurück und voraus

Im November wurde Dr. Ueli Grunder zum Ehrenmitglied der SGI ernannt. Nur wenige Zahnärzte in der Schweiz können auf eine so lange implantologische Karriere und Expertise zurückblicken wie er. Als (inter-)nationaler Referent für Implantologie mit hohem Anspruch an sich selbst und beeindruckenden chirurgischen Fähigkeiten hat er sich weltweit einen sehr guten Ruf erarbeitet. Wir haben mit ihm über die Vergangenheit und die Zukunft der Implantologie gesprochen und etwas mehr über den diesjährigen Charity Anlass erfahren, der am 11. April 2024 im Kaufleuten in Zürich stattfindet.

Dr. Ueli Grunder gibt sein umfangreiches implantologisches Wissen sehr gerne als Referent oder im persönlichen Coaching weiter.
Grunder
Dr. Ueli Grunder gibt sein umfangreiches implantologisches Wissen sehr gerne als Referent oder im persönlichen Coaching weiter.

Herr Dr. Grunder, Sie können auf eine fast 40-jährige Erfahrung in der Implantologie zurückblicken. Welches waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in der Implantologie bis heute?
Grunder: Bis Mitte der achtziger Jahre waren wir noch fasziniert, dass Implantate überhaupt funktionierten. Bald danach beschäftigten wir uns dann mit der Ästhetik solcher Versorgungen. Und da war die Erkenntnis, wie man Knochen mit der GBR-Technik aufbauen kann, ein ganz wichtiger Meilenstein. Fast parallel dazu lernten wir, dass auch Sofortimplantate bei richtiger Indikation funktionieren können. Eine weitere wichtige Entwicklung betraf die Verbesserung der Implantatoberflächen, sodass die Einheilzeiten reduziert werden konnten, bis hin zur Sofortbelastung. In letzter Zeit blieben solche neuen Errungenschaften aus, wenn man von der Guided Implantology absieht.

Der Schlüssel zum Erfolg

Was sehen Sie heute als Schlüsselkompetenzen für den implantologischen Erfolg?
Grunder: Heute wird sehr viel über den digitalen Workflow berichtet und man könnte manchmal fast glauben, damit sei der Erfolg mit Implantaten gesichert. Dem ist leider nicht so. Schlussendlich ist das Einsetzen eines Implantates ein chirurgisches Vorgehen, was speziell bei den vielen Fällen mit fehlendem Knochenangebot und notwendigen Weichgewebeaufbauten eine gute Ausbildung in oralchirurgischen und parodontologischen Operationstechniken voraussetzt. Und dabei sollte man auch mögliche Komplikationen, die auftreten können, beherrschen. Neben dem chirurgischen Basiswissen ist dann die Routine und Erfahrung ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg. Und da haben wir heute ein Problem: zu viele Kliniker wollen Implantate auch bei schwieriger Ausgangslage setzen, mit dem Resultat, dass viele wenig Erfahrung sammeln können. Idealerweise sollten schwierigere Fälle von wenigen bestens ausgebildeten Zahnärzten behandelt werden, so dass diese für den Erfolg die notwendige Routine erlangen können.

Bei der AID-Foundation vernetzen sich Fachleute der oralen Implantologie, um Wissen über Generationen hinweg zu teilen.

Sie haben vor einiger Zeit Ihre Praxis in Zollikon an Dr. Jörg Michel und PD Dr. David Schneider abgegeben. Eine gute Entscheidung?
Grunder: Ja, das war definitiv eine gute Entscheidung. Auch wenn ich noch immer meinen Beruf liebe, so wollte ich nicht so lange klinisch tätig sein bis ich von anderen hören muss, dass es eventuell an der Zeit wäre aufzuhören. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich die Praxis nicht an eine Zahnarztkette übergeben musste, sondern hochqualifizierte Nachfolger habe. Neben David Schneider und Jörg Michel ist neu auch Stefan Bienz, ein ebenfalls bestens ausgebildeter Kollege, in der Praxis tätig. Diese gute Nachfolgeregelung hat mir meinen Abgang massiv erleichtert.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Was haben Sie für die Zukunft geplant? Schreiben Sie Bücher, geben Sie Kurse oder wie geben Sie Ihre Expertise weiter?
Grunder: Ich habe ja über all die Jahre neben der Praxistätigkeit viele Vorträge und Kurse über Ästhetik in der Implantologie gegeben. Das mache ich nun weiter und bin somit viel unterwegs und beschäftige mich weiterhin intensiv mit der Materie. Sehr gerne gebe ich mein Wissen im Rahmen von Tages- oder Zweitages-Kursen weiter. Ich finde, davon kann der Teilnehmer am meisten profitieren. Häufig sind diese Kurse mit Hands-on Übungen kombiniert, dazu habe ich ein eigenes Modell entwickelt, mit dem man eine klinische Situation sehr gut simulieren kann. Daneben biete ich auch ein persönliches Coaching an, das heisst ich assistiere bei Implantat-Operationen in der Praxis der gecoachten Zahnärztin oder des gecoachten Zahnarztes. Ich habe gesehen, dass es wichtig ist, dass man selbst, in der eigenen Praxis, einen oder mehrere Fälle unter Anleitung eines Experten (als Assistent) behandelt, um wirklich zu lernen. Das Angebot läuft in der Schweiz über die AID-Stiftung.

Was denken Sie, wie sich die Implantologie in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird?
Grunder: Das ist eine schwierige Frage. Irgendwelche revolutionären Neuerungen sehe ich nicht in Vorbereitung, was auch bei den aktuellen sehr hohen Erfolgsraten mit Implantaten nicht notwendig ist. Für die computerunterstützte Implantat-Insertion werden sicher noch vereinfachte Anwendungen entwickelt, was vor allem für den wenig Geübten von grossem Nutzen ist. Bei etwas komplexeren Fällen ist aber häufig das optimale Einsetzen der Implantate das kleinste Problem. Beim Weichgewebemanagement ist auch in naher (und eventuell ferner) Zukunft das manuelle Geschick der Behandlerin oder des Behandlers für den Erfolg ausschlaggebend. Und hier wird es leider immer schwieriger, Möglichkeiten zu finden, wie und wo man das erlernen kann.

Der Charity Anlass 2024

Charity Anlass
ZFZ

Am 11. April 2024 gibt es im Kaufleuten den nächsten Charity Anlass zugunsten von Pfuusbus Sozialwerke Pfarrer Sieber.

Am 11. April findet der traditionelle Charity Anlass im Kaufleuten in Zürich statt. Was hat Sie vor Jahren zu diesem Engagement veranlasst?
Grunder: Das ist eine ganz persönliche Geschichte: Ich habe vorwiegend Vorträge im Ausland gehalten. Wenn ich ganz selten in der Schweiz von privaten Organisatoren angefragt wurde, machten diese ein gutes Geschäft, aber offerierten dem Referenten ein Mini-Honorar. So kam ich zum Schluss, dass ich gar kein Honorar brauche, der Gewinn aber einem guten Zweck dienen soll. Mit Karr Dental und Thommen Medical konnte ich zwei Firmen gewinnen, die diese Idee bis heute grosszügig unterstützen. In den folgenden Jahren hatte ich das Glück, immer hervorragende Referenten zu finden, die ohne Honorar referierten, so dass ein optimaler Gewinn erzielt werden konnte. Und mittlerweile organisiere ich diesen Charity Anlass zusammen mit meinen früheren Partner David Schneider und Jörg Michel.

Welches sind im April die Kernthemen des Anlasses?
Grunder: Wir konnten wieder vier hervorragende Referenten für unsere Idee gewinnen. Claude Andreoni und Stefan Bienz werden uns aufzeigen, was ein relativ einfacher oder eben schon komplexer Fall für Knochen- respektive Weichgewebeaufbauten darstellt. Dabei spielen ganz viele Faktoren eine Rolle. Um Erfolg zu haben, muss man die richtige Methode für den entsprechenden Fall anwenden. Bastian Kühl wird über mögliche Probleme im Zusammenhang mit Weisheitszahnentfernung reden. Wir alle kennen das: Jeder dieser operativen Eingriffe birgt seine eigenen Tücken. Und da wir auch ein Referat wollen, das vielleicht nur indirekt mit der Zahnmedizin zu tun hat, wird uns Patrik Pechar interessante Aspekte über die künstliche Intelligenz erläutern. Als ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet wird er neben allgemeinen auch zahnärztliche Aspekte beleuchten.

Warum sollten sich Zahnärzte und deren Teams die Teilnahme am Charity Anlass auf keinen Fall entgehen lassen?
Grunder: Dafür gibt es diverse Gründe: es wird sicher eine hochstehende Fortbildungsveranstaltung, nicht nur wegen der Referate, es ist auch genügend Zeit für spannende Diskussionen eingeplant. Zudem ist dies eine seltene Gelegenheit mit dem Team eine Fortbildungsveranstaltung zu besuchen, denn es sind alle (ZahnärztInnen, DentalhygienikerInnen, DentalassistentInnen, ZahntechnikerInnen und Begleitpersonen) herzlich willkommen. Und das Wichtigste ist natürlich: Gemeinsam Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen. Wir hoffen, dass möglichst viele uns erneut dabei unterstützen. Die ZZS hat ja bereit in der letzten Ausgabe über den kommenden Charity Anlass vom 11. April berichtet, vielen Dank.

Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Anmeldung zum Charity Anlass

Fortbildung Zürichsee GmbH
Verenastr. 4b, CH-8832 Wollerau
Tel. 044 727 40 18
info@zfz.ch
www.zfz.ch

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