Beim ESCI-Satellitensymposium gab es Evidenz und Praxiswissen
Im Rahmen vom Schweizer Implantat Kongress im Kursaal Bern drehte sich am Donnerstagnachmittag alles um das Thema Keramikimplantologie. Die Referenten beantworteten den rund 80 Teilnehmenden verschiedenste Fragestellungen: Sind Keramikimplantate nur ein Trend oder eine zuverlässige Alternative? Sind sie stabil genug für den klinischen Einsatz? Vorträge zum Hart- und Weichgewebemanagement sowie zum digitalen Workflow rundeten den Nachmittag ab.
Die European Society for Ceramic Implantology (ESCI) ist eine Drehscheibe für herausragende wissenschaftliche Forschung sowie klinische und praktische Erfahrung im Bereich Keramikimplantologie. Als zahnärztliche Fachgesellschaft ist die ESCI europaweit aktiv. Der Austausch zwischen den Mitgliedern wird intensiv gepflegt. Nach der offiziellen Eröffnung durch Prof. Dr. Ronald Jung, dem Kongresspräsidenten vom Schweizer Implantat Kongress, referierten Dr. Jens Tartsch, PD Dr. Dr. Stefan Röhling, Prof. Dr. Ralf Kohal, Dr. Frank Maier und Prof. André Chen.
Klinische Realität
«Keramikimplantate werden sich langfristig etablieren. Sie sind bereits heute klinische Realität und kein Nischenprodukt mehr», sagte Dr. Jens Tartsch, Präsident der ESCI. Klinische Vorteile wie verbesserte Ästhetik, gesünderes Weichgewebe durch bessere Durchblutung (Kajiwara et al. 2015), weniger entzündliche Infiltrate, geringere Plaqueakkumulation (Scarano et al. 2004) sowie zunehmende wissenschaftliche Evidenz zu Erfolgs- und Überlebensraten zweiteiliger Keramikimplantate tragen dazu bei.
Eine spezielle Ausbildung für die Arbeit mit Keramikimplantaten sei notwendig, da sich das Vorgehen und die Einheilung von Titanimplantaten unterscheiden. Als Take Home Message formulierte er: kritisch aber offen bleiben, differenzierte und individuelle Beurteilung, Leitlinien beachten, richtige Indikationen wählen, Materialeigenschaften kennen und beachten und den bewährten biologischen Prinzipien folgen.
Ein- und zweiteilige Konzepte
Während des Symposiums wurde bekräftigt, dass das zweiteilige Zirkonoxid-Implantatkonzept gegenüber dem einteiligen Konzept Vorteile hinsichtlich der prothetischen Flexibilität und der klinischen Indikationen hat. Ein- und zweiteilige Zirkonoxidimplantate weisen den gleichen Grad an Osseointegration und biologischer Integrität auf (Roehling et al. 2019). Zweiteilige können klinischen Kaukräften widerstehen (Kohal et al. 2023). Dass das zweiteilige Zirkonoxid-implantatkonzept für die klinische Anwendung geeignet ist, bestätigt auch der Wissenschaftliche Beirat des ESCI.
Stabil genug für den Einsatz
«Zirkonoxid-Implantate sind in der Regel stabil genug für den klinischen Einsatz», so Prof. Dr. Ralf Kohal, Leitender Oberarzt der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Freiburg. Dies zeigte er u. a. in mehreren In-Vitro-Untersuchungen.
Verlässliche Alternative
Dass sich mit Keramikimplantaten im Praxisalltag vorhersagbare Ergebnisse erzielen lassen, war eine der Hauptbotschaften von PD Dr. Dr. Stefan Röhling, Vize-Präsident der ESCI. Er demonstrierte dies anhand klinischer Dokumentationen, Studien und Meta-Analysen, die deren Verlässlichkeit belegen. Klinische Beobachtungen, so Dr. Röhling, zeigen, dass mikroraue Zirkonoxidimplantate identische Weichgewebeintegrationskapazität sowie schnelleren Reifungsprozess des Epithel- und Bindegewebes im Vergleich zu Titanimplantaten aufweisen (Roehling et al. 2019). Es stehen bereits mehrere Studien zur Verfügung, die eine wissenschaftliche Perspektive auf die Anwendung von Keramikimplantaten ermöglichen.
Das spannende Thema Hart- und Weichgewebemanagement bei Keramikimplantaten behandelte Dr. Frank Maier, Mitglied des Vorstandes der ESCI. Sein klinischer Ansatz: Die Anzahl chirurgischer Eingriffe limitieren, da dadurch mehr Risiken entstehen, sofort implantieren, Gewebe schützen und erhalten: «Für den Erfolg brauchen wir Gewebe, ein stabiles System und die korrekte Position.»
Heute können Keramikimplantate in einen komplett digitalen Workflow nahtlos integriert werden. Wie ein digitaler Workflow professionell gestaltet werden kann, zeigte Prof. Dr. André Chen, Mitglied des Vorstandes der ESCI, anhand mehrerer klinischer Fälle.
Im weiteren Teil des Symposiums berichteten Dr. Jens Tartsch, Prof. Sebastian Kühl, Dr. Frank Maier und Dr. Lars Börner von ihren klinischen Behandlungsansätzen sowie Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Keramikimplantat-Typen.
Save the date:
3rd European Congress for Ceramic Implant Dentistry
25.-27. September 2025 in CH-Horgen
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