Aus einer Vision wurde Realität
Swiss Women in Dentistry (SWID), das Netzwerk von Zahnärztinnen und Ärztinnen, das für gegenseitige Unterstützung, Wissensaustausch und berufliche Weiterentwicklung steht, traf sich am 16. Januar 2025 zum 4. SWID Summit mit Generalversammlung im Gleisarena Campus Zürich.

Was im Jahr 2019 mit einer Vision begann und Ende 2022 zur Vereinsgründung führte, kann heute schon als überwältigender Erfolg gewertet werden: 2023 konnte SWID das 100. Mitglied willkommen heissen. Inzwischen sind 122 Frauen im Vereinsregister von SWID eingetragen. Und sie haben richtig Spass und Freude. Eine grossartige Gemeinschaft, die sich gegenseitig wertschätzt, aber auch tatkräftig unterstützt. Eine bemerkenswert freundliche und positive Stimmung prägte auch wieder den 4. SWID Summit Mitte Januar in Zürich. Insgesamt 85 Teilnehmerinnen hatten sich den Abend freigehalten, die meisten waren bereits bei der jährlichen Generalversammlung anwesend, alle verfolgten dann im Anschluss an die vielen News zwei spannende Vorträge.

SWID-Präsidentin Dr. Dr. Sandra Fatori freut sich: «Aus meiner Vision wurde
Realität.»
Rückblick und Ausblick
Los ging es mit einem ausführlichen Rückblick der Präsidentin Dr. Dr. Sandra Fatori auf das Vereinsjahr 2024. Sie sei absolut glücklich darüber, dass sich die ursprüngliche Idee der gegenseitigen Unterstützung, Vernetzung, Förderung und Fortbildung so gut entwickelt habe und der Austausch untereinander so super funktioniere. Es ist spannend zu beobachten, was da in Zukunft noch alles möglich sein wird. «SWID ist mehr als der Vorstand, SWID lebt auch von engagierten Mitgliedern, die sich aktiv einbringen und Sponsoren vermitteln, ihre Kontakte zur Verfügung stellen und sich in unserem Chat aktiv austauschen. So können wir gegenseitig von unserem Wissen profitieren. Positiv ist natürlich auch, wenn wir alle weiterhin gemeinsam die Wahrnehmung für SWID erhöhen», so Sandra Fatori.
Dazu passte auch sehr schön das Zitat «Ein Verein ist mehr als die Summe seiner Mitglieder – er ist ein Ort, an dem Visionen geteilt und Ziele gemeinsam erreicht werden». Treffender kann man den Vereinsgedanke wohl kaum beschreiben.
Am Ende der ersten Amtspersiode standen Neuwahlen an. Neu in den Vorstand gewählt wurden: Prof. Dr. Dr. h.c. Mutlu Özcan, PhD, Prof. Dr. Julia Wittneben, PhD, Dr. Bettina Anna Neffe und med. dent. Roksolana Burlaka.
Damit besteht der SWID-Vorstand nun aus neun Zahnärzt-innen – eine gute Mischung aus niedergelassenen Praktikerinnen, Universitätsprofessorinnen und angestellten Zahnärztinnen. Ihre Fachgebiete reichen von Prothetik, Oralchirurgie, MKG-Chirurgie, Implantologie bis hin zu Kieferorthopädie. Damit ist SWID für die kommende Legislaturperiode bestens gerüstet!

Die neue SWID-Vorstandschaft (hintere Reihe von links): Prof. Dr. Julia Wittneben, PhD, Prof. Dr. Dr. h.c. Mutlu Özcan, PhD, Dr. Dr. Sandra Fatori, PD Dr. Dr. Christine Jacobsen, Dr. Nathalie Millot und Dr. Bettina Anna Neffe.
Vordere Reihe von links: Dr. Chun Ching (Spring) Liu, Dr. Nira Mählmann und med. dent. Roksolana Burlaka.
Hygiene - praktisch umgesetzt
Das Fachprogramm eröffnete Helene Veltri von Dürr Dental mit ihrem Vortrag zum Thema «Hygiene – praktisch umgesetzt». Einleitend berichtete sie über die Infektionsprävention und die damit verbundenen Hygienemassnahmen des Behandlungsteams: Händehygiene, Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz sowie Augenschutz, Kopfhaube, Schutzkleidung und Impfprophylaxe sollten heute obligatorisch sein. Beim Patienten wird eine regelmässige Anamnese empfohlen. «Das Problem ist, dass die Anam-nese oft nur bei Neupatienten erhoben wird. Es ist aber wichtig, regelmässig eine verkürzte Anamnese durchzuführen, um Bescheid zu wissen, wenn Krankheiten dazu kommen oder sich die Medikation ändert.» Vielen Patienten ist leider nicht bewusst, dass sie bei der Einnahme von Blutverdünnern ihren Zahnarzt informieren sollten. Eine orale Keimreduktion kann beim Patienten durch CHX-haltige Mundspülungen erzielt werden.

Helene Veltri referierte über Infektionsprävention und die damit verbundenen Hygienemassnahmen.
Auch die Händedesinfektion wird im Alltag oft unterschätzt. Dabei erfolgen 80 - 90 % aller Infektionen über die Hände. In Deutschland erkranken jährlich etwa 600 000 Menschen, die sich in ärztliche Behandlung befinden, zusätzlich durch dort übertragene Keime. Fazit: Die Händedesinfektion ist das wichtigste Instrument der Infektionsprophylaxe.
Das Hygienekonzept einer Praxis – als Bestandteil des QM-Systems – benötigt neben der Berufsausübungsberechtigung, der Definition der spezifischen Praxisgegebenheiten auch die Arbeitsanweisungen für die einzelnen Praxisbereiche und sämtliche Dokumentationen über die einzelnen Aufbereitungsschritte. Für jeden dieser Prozesse muss ein Dokument im QM-System vorhanden sein, in dem festgelegt ist, was wann wie zu tun ist.
Bei der Instrumentenaufbereitung sind die Vorgaben von Swissmedic einzuhalten. Doch was ist der Unterschied zwischen Desinfektion und Sterilisation? Bei der Desinfektion werden pathogene Keime abgetötet und die residente Flora bleibt erhalten. Dabei müssen mindestens 99,99 % der Ausgangskeime abgetötet werden. Bei der Sterilisation hingegen sollen alle vorhandenen Mikroorganismen abgetötet werden – mit einer Kontaminationswahrscheinlichkeit von 1:1.000.000.
Klinische Protokolle
Einen schönen Überblick über «Klinische Protokolle für Reparaturen» gab es im Anschluss von Prof. Dr. Dr. h.c. Mutlu Özcan. Die FDI definiert Reparaturen wie folgt: Die Korrektur einer klinisch inakzeptablen Restauration mit Hilfe einer minimalinvasiven Intervention zur Herstellung einer klinisch akzeptablen Restauration unter Hinzufügen eines Füllungsmaterials.

Prof. Dr. Dr. h.c. Mutlu Özcan, PhD: «Wir wollen die Natur imitieren – optisch haben wir das inzwischen auch geschafft, mechanisch aber leider noch nicht immer – es gibt ab und zu auch Misserfolge.»
Patienten wünschen sich im Schadensfall oft eine Reparatur, denn es geht dabei letztendlich um das Überleben des Zahnes. Reparaturprotokolle werden vom vorhandenen Restaurationsmaterial sowie der erreichten Haltbarkeit der Haftung auf dem Substrat und der Lage in der Mundhöhle bestimmt. Von entscheidender Bedeutung ist eine sorgfältige Vorbereitung der Oberfläche – sie muss sauber sein! Die zu reparierenden Restaurationsflächen müssen zunächst gereinigt und geglättet werden. Je nach Restaurationsmaterial sind unterschiedliche Konditionierungsmassnahmen erforderlich, die nach physikalischer oder chemischer Art unterschieden werden. Prof. Özcan stellte verschiedene Methoden vor. Sie gab zu bedenken, dass es immer auf die richtige Vorgehensweise und das richtige Equipment ankommt, um einen optimalen Haftverbund zu erzielen. Die Referentin zeigte mögliche Fehlerquellen auf und gab Tipps zu deren Vermeidung. Die ausführlich dargestellten vorgestellten Reparaturprotokolle u. a. für Komposite, Glaskeramik, Metallkeramik, Zirkon sind wertvoll für den Praxisalltag.
Eine starke Community
Die regelmässigen Treffen und Veranstaltungen des SWID-Netzwerks erleichtern den gegenseitigen Austausch und helfen dabei, starke Verbindungen aufzubauen. Das Engagement geht aber noch weiter: Es wird auch ein Mentoring-Programm angeboten, bei dem erfahrene Zahnärztinnen jüngere Kolleginnen coachen und unterstützen.
Das nächste Treffen findet am 8. März 2025 ‑ dem Internationalen Frauentag ‑ im Zetta 25 von Dentsply Sirona in Zürich statt.
Der nächste SWID-Kongress ist für den 28. Juni 2025 geplant. Themen sind dann unter anderem Zahntraumata bei Kindern und Jugendlichen, Modellgussprothesen und Implantate bei älteren Patienten. Weitere Informationen und eine komplette Programmvorschau gibt es in Kürze in unserem Veranstaltungskalender. Die Termine für 2026 stehen auch schon fest: Generalversammlung mit 5. SWID Summit am Donnerstag, 22. Januar 2026 und der SWID-Kongress 2026 am 20. Juni 2026. Also am besten gleich vormerken!
https://swisswomenindentistry.ch/

Nach den Vorträgen gab es ausreichend Zeit für das wichtige Networking.
Text: Carmen Bornfleth
Weiterlesen