Ausblicke auf die 41. Internationale Dental-Schau 2025 in Köln
Es ist nur ein kurzer Weg: ein Stück den Rhein flussabwärts oder mit dem Flugzeug oder der SBB nach Köln. Dort bietet sich Besuchern der 41. Internationalen Dental-Schau vom 25. bis zum 29. März 2025 die Gelegenheit, ihre Praxis und ihr Labor für die Zukunft zu rüsten. Worauf das Hauptaugenmerk liegen könnte, das bringt Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Dental-Industrie, auf den Punkt.
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ZZS: Herr Dr. Heibach, was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an die IDS und an die Schweiz denken?
Dr. Markus Heibach: Die Schweiz gehört zu den grossen IDS-Nationen. Denn Aussteller aus der Alpenrepublik beteiligen sich traditionell mit am stärksten an der Weltleitmesse der Zahnheilkunde, neben ihren Nachbarländern Frankreich, Italien und Deutschland sowie Korea, Spanien und den USA. Der Weltverband der Zahnärzte, die Fédération Dentaire Internationale (FDI) sowie der Weltdachverband der Dentalindustrie (International Dental Manufacturers (IDM) haben ihren Sitz in Genf – ein Zeichen für die hohe Bedeutung der Schweiz in der Zahnheilkunde und Dentalindustrie.
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Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer Verband der Deutschen Dental-Industrie (VDDI).
Was bringt die Zukunft?
ZZS: Wenn Sie auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicken und in die Zukunft schauen, welche Entwicklungen verbinden Sie damit?
Dr. Heibach: Lassen Sie mich auf zwei Teildisziplinen der Zahnheilkunde im Besonderen eingehen: die Prophylaxe und die Implantologie.
Im Kanton Zürich hat sich eindrucksvoll gezeigt, wie durch ein konsequentes Prophylaxe-Programm in den Kindergärten und Schulen innerhalb von 30 Jahren ein Kariesrückgang von 90 Prozent erreicht werden kann, schon nach einer Generation! Dies unterstreicht die Power, die zahnmedizinische Prävention entfalten kann.
Da verwundert es nicht, dass einem Hochschullehrer aus der Schweiz, Prof. emer. Dr. med. dent. Dr. rer. nat. Jens Fischer, ein aktueller und engagierter Gedankenanstoss für die Implantologie zu verdanken ist: Er begreift sie als Prophylaxe, denn das Implantat macht oft das Beschleifen benachbarter Zähne überflüssig und erhält so gesunde Zahnhartsub-stanz; gleichzeitig – so der Gedanke von Prof. Fischer – könne die Versorgung von Patienten einfacher planbar werden, weil mit implantologischen Behandlungen, je nach der klinischen Ausgangssituation, auch so manche komplexe prothetische Versorgung vermieden werden könne.
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Ein Dauerbrenner: Intraoralkameras treiben die Digitalisierung an.
ZZS: Welche Trends werden Ihrer Meinung nach auf der IDS in diesen Bereichen zu sehen sein?
Dr. Heibach: Bereits in der Diagnostik sehen wir interessante Fortentwicklungen: Röntgen, Fluoreszenzaufnahmen und Intraoralscans machen die Beurteilung der Mundgesundheit leichter oder ermöglichen sie sogar erst – gerade in der Kombination! So lassen sich fluoreszenzfähige Intraoralscanner als Kariesscoring-System einsetzen und zeigen Erkrankungen schon an, bevor Symptome auftreten. Als wertvoll erweist sich dabei die Assistenz durch Software, die zum Beispiel Karies zielgenauer detektiert, eine cephalometrische Analyse durch automatisches Festlegen von Orientierungspunkten im Röntgenbild beschleunigt oder die Entscheidung bei Extraktionen und bei orthognather Chirurgie vorbereitet. Bei der Kariesdiagnose kann sich der Zahnarzt von Künstlicher Intelligenz mit einer vollautomatisierten Röntgen-Befundung unterstützen lassen. Das reicht bis zur Vorklassifikation und zur automatischen Darstellung in einem klassischen Zahnschema – natürlich nach der Systematik, wie sie die FDI in Genf 1970 festgelegt hat. Bildgebende Verfahren entfalten sowohl in der Diagnostik als auch in der Implantologie ihre Stärken. Beispielsweise beim „Zusammen-Matchen“ digitaler Informationen aus unterschiedlichen Quellen: Intraoralscans, 3D-Röntgen und das Computertomogramm gemeinsam geben dem Zahnarzt zusätzliche Einsichten und letztlich die Grundlage für das heutige Backward planning.
Mittelfristige Entwicklungen
ZZS: Welche weiteren wichtigen Entwicklungen sehen Sie mittelfristig?
Dr. Heibach: Ein für die Zahnheilkunde neues bildgebendes Verfahren stellt die Magnetresonanztomographie dar, kurz: MRT. Auch sie könnte bei der Kariesdetektion eine zusätzliche Hilfe darstellen, besonders beim Erkennen von Sekundärkaries und von okkulter Karies und ihrer Ausdehnung. In der Erwachsenenprophylaxe kommt naturgemäss der Parodontaldiagnostik eine bedeutendere Rolle zu. Hier könnte ein MRT früher als Bleeding-on-probing und Röntgenbilder einen Knochenabbau anzeigen.
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Eine Erfolgsgeschichte: Prophylaxe durch häusliche Mundpflege.
ZZS: Wenn Sie darüber hinaus ein oder zwei Top-Themen nennen müssten: Welche wären das?
Dr. Heibach: Der Mega-Trend «Digitalisierung» setzt sich fort. Weiterentwickelte Intraoralscanner treiben ihn an. Sie ermöglichen grundsätzlich mehr Chairside-Prothetik, dennoch beginnt die eigentliche Digitalisierung nach wie vor häufig im Extraoralscanner des Labors. Dort hilft moderne Plug-and-play-Software, die Kosten selbst bei vermeintlich unwirtschaftlichen Schritten, wie etwa der Arbeitsvorbereitung, im Griff zu halten. Analoge Teilschritte bleiben integraler Bestandteil des prothetischen Vorgehens, doch wird man häufiger volldigitale Varianten antreffen – auch aufgrund von Cloud-Computing. Über dentale Clouds lassen sich die einzelnen Teilschritte flexibler aneinanderreihen. Praxis und Labor übernehmen jeweils genau diejenigen Arbeiten, bei denen sie am stärksten sind. Selbstverständlich werden alle diese Trends letztlich mit den geeigneten Produkten lebendig, und die stellt die 41. IDS 2025 ins «Schaufenster».
Als Weltleitmesse gibt die Messe ihren Besuchern die Gelegenheit, zu einer Gesamtschau von Konzepten, Verfahren und Produkten auf internationalem Niveau. Hier lassen sie sich betrachten, in vielen Fachgesprächen umfassend begreifen und untereinander vergleichen. Zahnärzte und Zahntechniker sehen sich in der komfortablen Position, sich das Beste vom Besten für ihre Praxis und für ihr Labor aussuchen zu können. Ich bin selbst gespannt, welche der vielen Angebote bei den Besuchern aus der Schweiz und beim globalen Fachpublikum in diesem olympischen Wettstreit von Unternehmen aus aller Welt das Rennen machen werden.
ZZS: Vielen Dank für diesen spannenden Einblick und viel Erfolg in Köln.
Das Interview führte Dr. Christian Ehrensberger