Sind Sie im Blindflug unterwegs?
Der Manager-Job bringt eine Bürde von Verantwortung mit sich. Er hat aber auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Manager sitzen im Cockpit und können sich voll und ganz auf ihre Führungsaufgabe konzentrieren. Diese besteht im Wesentlichen darin, das Unternehmen durch Hochs und Tiefs zu navigieren. Bei selbständigen Zahnärztinnen und Zahnärzten präsentiert sich die Situation etwas anders. Sie sind die produktiven Kräfte des Unternehmens Zahnarztpraxis und setzen ihr Fachwissen, ihre Kompetenzen und ihre Zeit mit erster Priorität für die Erbringung erstklassiger zahnmedizinischer Leistungen ein. Da kann es durchaus passieren, dass unternehmerische Belange der Praxisführung zu kurz kommen und die Zahnarztpraxis auf der strategischen Ebene in Turbulenzen gerät.
Wie machen es die anderen?
Niemand kann ernsthaft verlangen, dass eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt mit Managerqualitäten brilliert. Aber die unternehmerische Verantwortung gebietet es auch der Geschäftsleitung eines KMU, sich zumindest ein- oder zweimal im Jahr Gedanken zur strategischen Ausrichtung zu machen. Dafür stellt die Betriebswirtschaftslehre einige klassische Instrumente bereit, die sich durchaus auch für die Anwendung in kleineren Betrieben eignen. Zum Beispiel Benchmarks. Benchmarking ist vor allem dann interessant, wenn nicht betriebsinterne Vergleiche gezogen werden, sondern wenn man anderen Unternehmen auf die Finger schaut und daraus Rückschlüsse für das eigene Verhalten zieht. Das hat vor über hundert Jahren bereits Henry Ford erkannt, der das in anderen Branchen bereits bekannte Fliessbandprinzip auf die Produktion seiner Automobile übertrug und damit den Output verachtfachte.
«Wo stehe ich im Vergleich zum Markt?»
Benchmarking bedeutet zum Beispiel, die Performance des eigenen Unternehmens mit derjenigen der Konkurrenz zu messen. Der Fachterminus dafür lautet «Wettbewerbsorientiertes Benchmarking». Die verbreitetste Methode des wettbewerbsorientierten Benchmarkings ist der Vergleich von Kennzahlen. Ergibt dessen Anwendung auch für Zahnarztpraxen Sinn? Kritische Stimmen warnen davor, zahlenbasiertes Benchmarking in den betriebswirtschaftlichen Himmel von Unternehmen der Zahnmedizin zu heben. Zu gross seien die Unterschiede zwischen den Zahnarztpraxen im Hinblick auf Grösse, Personalstruktur, Organisation, zahnmedizinische Ausrichtung, usw. Es bestehe also die Gefahr, dass die Vergleichsgrundlagen auf wackligen Beinen beruhten, dass also Äpfel mit Birnen verglichen würden. Die Bedenken sind ernst zu nehmen. Mit Vorsicht zu geniessen sind zum Beispiel Vergleiche von Kennzahlen zu Positionen wie Personalkostenquoten oder Materialkostenquoten. Zu sehr sind solche Zahlen mit den spezifischen Praxiskonzepten verknüpft, um sie vergleichbar zu machen.
Was bringen Benchmarks wirklich?
Benchmarking muss auf den richtigen und auf solide abgestützten Zahlen basieren, um brauchbare Erkenntnisse zu liefern. Die Kennzahlen der eigenen Zahnarztpraxis lassen sich relativ einfach aus Erfolgsrechnungen ziehen. Schwieriger wird es, geeignetes Zahlenmaterial zum Wettbewerb zu beschaffen, das sich für eine Gegenüberstellung eignet. Dazu bieten sich die Durchschnittskennzahlen der Branche an, wie sie im Bereich Honorar-Management und Mittelfluss tatsächlich verfügbar sind. Bei dieser Art von Benchmarking geht es nicht um falsch oder richtig. Oder darum, von heute auf morgen zum Branchenleader zu avancieren. Es kann auch nicht das Ziel sein, jede unternehmerische Entscheidung allein aufgrund von Benchmarks zu fällen. Kennzahlenvergleiche liefern ganz einfach gewisse Anhaltspunkte, Denkanstösse und Impulse für eine Optimierung der Praxisführung. Benchmarks helfen der Zahnarztpraxis, auf Sicht zu fliegen. Warum darauf verzichten?
Kontakt
Thomas Kast
Geschäftsführer der Zahnärztekasse AG
Tel. +41 43 477 66 66
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