Keine Angst – reine Vertrauenssache

ZZS

Der nächste Versuch bei einem Schulzahnarzt war harmloser: Er stellte lediglich 12 Löcher fest, eine Zweitmeinung ergab nur deren zwei. Seine Praxis wurde kurz darauf geschlossen. Eine andere Zahnarztpraxis entpuppte sich als diktatorischer Betrieb: Angefangen bei der strengen Vorzimmerdame, die mich, mittlerweile erwachsen, sehr bestimmt auf dem Behandlungsstuhl platzierte, gefolgt von einem lustlosen Zahnarzt, der mich stumm behandelte und meine angstbehafteten Schweissausbrüche ignorierte.
So verwundert es nicht, dass ich Dentalbehandlungen gegenüber fortan äusserst misstrauisch war. Solche Geschichten sind heute hoffentlich nicht mehr üblich, dennoch sind Erfahrungen von früher in einigen Ihrer Patienten noch sehr präsent und können sich negativ auf Ihren Behandlungserfolg auswirken.  Um dies zu verhindern, gibt es eine wirksame Medizin für AngstpatientInnen: Vertrauen. Je mehr Vertrauen, desto weniger Angst. Wie gelingt es, Vertrauen aufzubauen? Nachfolgend ein paar Überlegungen für den Praxisalltag.

Vertrauen aufbauen
Der erste Eindruck ist wichtig, und zwar schon vor dem physischen Erstkontakt. Wie präsentiert sich Ihre Website? Wird auf den Umgang mit Ängsten eingegangen? Gibt es vertrauensfördernde Bilder des Teams? Wenn ich als Angstpatient mit grosser Überwindung anrufe, dann freue ich mich, wenn es nicht lange klingelt, die Praxis-assistentin sich Zeit nimmt und mein Anliegen freundlich und ruhig entgegennimmt.
Wenn ich erstmals in der Praxis erscheine, wird mir zur Orientierung der Weg ins Wartezimmer gezeigt, sodass ich mich sicher aufgehoben fühle. Der Warteraum ist ansprechend, aufgeräumt und strahlt Ruhe aus. Auf Diskretion wird Wert gelegt, sodass ich nicht mithören kann, wenn die Praxis-assistentin vertrauliche Gespräche am Empfang führt. Bestenfalls gibt es eine dezente Raumbeduftung oder -beschallung und möglicherweise ist der Raum in einem sanften Farbton gestrichen. Ein Info-Bildschirm stärkt die Vertrauensbasis und Zeitschriften mit positivem Inhalt lenken ab. Zu lange Wartezeiten sollten vermieden werden, sie wirken unzuverlässig und angstverstärkend. Wenn ich anschliessend freundlich abgeholt und in das Behandlungszimmer geführt werde, beruhigt es mich, wenn die Geräte und Apparaturen neuwertig erscheinen. Ein abgewetzter Behandlungsstuhl würde mich zu sehr an meine Kindheitserfahrung erinnern und schon wäre die Angst wieder präsent. Hygienemassnahmen und saubere Kleidung verstehen sich von selbst.

Jeder Patient ist anders
Vor der Behandlung werde ich über den Behandlungsablauf informiert und die Ärztin hat genug Zeit, um auf meine Fragen einzugehen. Sie fragt nach meinen Bedürfnissen. Ich gehöre zu den Patientinnen, die gerne gut informiert sind, im Gegensatz zu meiner Freundin, die am liebsten gar nicht wissen möchte, was genau geschieht. Ihr sollten auch keine Bilder gezeigt werden, den Anblick von medizinischen Aufnahmen erträgt sie nicht. So sind die Patienten mit ihren Bedürfnissen unterschiedlich und ein Standardprozedere kann kontraproduktiv wirken.
Mit all den vertrauensbildenden Massnahmen habe ich in der Zwischenzeit vollstes Vertrauen zu meiner Zahnärztin. Wenn ich es mir auf dem Behandlungsstuhl bequem mache, erblicke ich ein ansprechendes Bild an der Decke, das mich vom Eingriff ablenkt und zum wohltuenden Abschluss werden mir jeweils duftende, warme Feuchttücher angeboten.
So fand meine Misstrauens-Odyssee als Angstpatientin endlich ein Happy End. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Ihre Praxis nicht nur Zahnarztpraxis ist, sondern für all Ihre Klienten eine Wohlfühl-Praxis des Vertrauens sein darf.

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