Führung im Spannungsfeld: Zwischen Beziehung und Erziehung
Die Zahnarztpraxis lebt von guten Ertragszahlen. PraxisinhaberInnen sind darauf angewiesen, dass das Praxisteam die nötigen Aufgaben erfüllt, um die definierten Praxisziele zu erreichen. Was aber, wenn nicht alle an einem Strang ziehen?
Es mag Momente geben, in denen Sie als Chefin versucht sind, Ihren Mitarbeitenden genau vorzuschreiben, was sie zu tun haben und was nicht. Bei Missachtung drohen «Strafen», wie schlechte Beurteilungen, Kündigungsandrohungen, Verweise, oder auch blossstellende Kritik. Das drückt auf die Mitarbeitermotivation und führt zu reduzierter Leistung, was Sie wiederum verleitet, Ihre Mitarbeitenden noch besser zu kontrollieren. Mikromanagement nach dem «Command&Control»-Prinzip – ziemlich anstrengend. Doch was soll man machen?
Strenge Kontrolle und Bestrafung führt nicht zum Ziel
Glücklicherweise gibt es Alternativen. Sie erkennen, dass strenge Kontrolle und Bestrafung nicht zum Ziel führen, weil erwachsene Menschen nicht wie Kinder behandelt werden wollen. Angstkultur lähmt die Produktivität. Deshalb entscheiden Sie sich dafür, Ihren Mitarbeitenden zu vertrauen und sie in Eigenverantwortung und Selbstorganisation arbeiten zu lassen. Schliesslich sind alle erwachsen und jeder kennt seine Aufgabenbereiche.
Trotzdem stellen Sie enttäuscht fest, dass einige Mitarbeitende Ihre Grosszügigkeit und Ihr Vertrauen ausnutzen. Sie kommen zu spät, gehen zu früh, die Arbeit bleibt liegen und der Steri ist nicht ausgeräumt. All das wirkt negativ auf Ihren Praxiserfolg. Offensichtlich funktioniert Selbstverantwortung allein auch nicht wie gewünscht.
Führungsarbeit ist Beziehungsarbeit
Beide Szenarien haben eines gemeinsam: Die Führung befindet sich in einer Art Erziehungsmodus. Erziehung nach autoritärer Methode oder Erziehung ohne Grenzen. Ihre Mitarbeitenden fühlen sich nicht verbunden, nicht gesehen und nicht geschätzt. Es fehlt an Beziehung. Führungsarbeit ist Beziehungsarbeit. Es wäre hilfreich, wenn Angestellte das Gefühl hätten, dass man ihre Persönlichkeit mag, ihnen vertraut und ihre Arbeit schätzt. Das wäre die Basis für eine gute Beziehung.
Eine positive Beziehung
Wenn Sie Kinder haben, wissen Sie, dass diese nicht jeden Tag gleich sind, dass sie manchmal nervenaufreibend sein können und wenn Sie mehrere Kinder haben, so kennen Sie die Unterschiedlichkeit der Charaktere. Ihre Kinder können sich nur dann gesund entwickeln, wenn sie sich bei Ihnen sicher fühlen, wenn sie sich geliebt und angenommen fühlen. Strafen erzeugen Angst, während fehlende Grenzen das Gefühl der Gleichgültigkeit vermitteln. Als PraxisinhaberIn können Sie eine gute Führungskraft sein, wenn Sie eine tragfähige Beziehung zu Ihrem Team aufbauen, die den Reifegrad der einzelnen Personen mitberücksichtigt.
Die Gestaltung von guten Beziehungen ist anspruchsvoll und komplex. Zu den Schlüsselfaktoren der Beziehungskompetenz zählen Kommunikation, Konfliktmanagement, Kooperation, emotionale Intelligenz und Empathie. Erst wenn wir das Gefühl bekommen, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und gleichzeitig Sicherheit zu haben, erleben wir Beziehung als positiv und bereichernd.
Entwicklung ist nur in einem positiven Umfeld möglich
Das bedeutet, dass Sie Ihre Mitarbeitenden als einzigartige Person wahrnehmen und wertschätzen, mit all ihren Stärken und Schwächen. Dass Sie ihnen mit einer wohlwollenden Haltung begegnen, auch wenn nicht alles perfekt ist. Dass Sie den emotionalen Kontakt halten können, auch wenn er spannungsgeladen ist. Dass Sie sich einfühlen können, auch wenn es schwerfällt. Und dass Sie dabei gleichzeitig klar, konsequent und bei sich bleiben und damit Orientierung ermöglichen. Entwicklung ist nur in einem Umfeld möglich, in dem Menschen sich sicher fühlen und Erfahrungen machen können, die wertschätzend reflektiert werden. Psychologische Sicherheit ohne Beziehungskompetenz ist nicht möglich. Üben Sie sich als Führungskraft in Beziehung und nicht in Erziehung, und Sie werden nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch ein harmonisches, tragendes Arbeitsumfeld mit hoher Mitarbeiterbindung schaffen.
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