Psychische Überlastung am Arbeitsplatz

Ich lese oft über Belastungen am Arbeitsplatz, über Wartelisten bei PsychotherapeutInnen, über Menschen, die überfordert sind. Eine Umfrage der SRG aus dem Jahr 2023 ergab, dass 17 % der Erwachsenen in der Schweiz bereits ein Burnout erlebt haben und 25 % der Erwerbstätigen sich aufgrund ihrer Arbeit Burnout gefährdet fühlen. Das ist mehr als jede dritte Person. Wie ist das in Ihrer Praxis?

Brezovar Right Path
ZZS


Eine mir bekannte Zahnarztpraxis ist gleich mehrfach betroffen: Dieter ist wegen Burnout aus dem Team ausgeschieden, angeblich war die hohe Arbeitsbelastung schuld. llona macht den Druck in der Praxis für ihren hohen Blutdruck verantwortlich und Sinja geht es schon lange schlecht, sie kämpft mit Depressionen, fühlt sich ungerecht behandelt und ist in Psychotherapie. Florian klagt über zu viel Arbeit, auch wenn er keine Überstunden aufweist. Sehr oft werden Arbeitsbedingungen als zentraler Faktor für psychische Gesundheit genannt. Sind demnach schlechte Arbeitsbedingungen an der Misere schuld? Ist der Arbeitgeber verantwortlich dafür, dass in der Invalidenversicherung heute über 50 % auf psychische Erkrankungen entfallen? Eine Arbeitsunfähigkeit aus psychischen Gründen dauert nach Analysen der Krankenversicherungen wesentlicher länger als die meisten körperlich bedingten Krankschreibungen.

Wovon hängt Zufriedenheit ab?

Weshalb nennen Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz oft als Hauptgrund für ihr Unwohlsein? Die Welt ist global, digital und hybrid geworden, das Veränderungstempo hat zugenommen. Ständige Erreichbarkeit und gesellschaftliche Belastungen machen Vielen zu schaffen.
Es ist unbestritten, dass Arbeitsbedingungen einen Einfluss auf das persönliche Befinden haben. Aber nicht nur. Es ist zu einfach, den Fokus nur auf den Arbeitgeber zu richten und darüber zu klagen, dass ich eine schwierige Chefin, zu viel Arbeit, einen mühsamen Arbeitskollegen und zu wenig Ferien habe. Die Zufriedenheit hängt von diversen anderen Faktoren ab, wie Gesundheitsstatus, vorhandene Bewältigungsstrategien, persönliche Zufriedenheit im Privatleben, unterstützendes soziales Umfeld, Werte, Einstellungen, finanzielle Sicherheit, um nur einige zu nennen.

Was sorgt für Stress?

Neben den Arbeitsbedingungen gibt es weitere Faktoren, die Stress verstärken. Einer davon ist der übermässige digitale Konsum, der oft unterschätzt wird. Auch wenn sich PsychologInnen und Medien-expertInnen uneinig sind, ob der Medienkonsum uns nun schadet oder nicht, so sehe ich bei meiner Arbeit mit KlientInnen einen wesentlichen Treiber für Stress in der Nutzung der digitalen Medien. Ein Beispiel: Praxismanagerin Ursina kommt erschöpft zu mir in die Beratung. Sie ist kaum noch in der Lage, ihre Führungsaufgabe wahrzunehmen, ihre Beziehung kriselt und sie hat keine Zeit mehr für Freunde, Familie, Freizeit, Sport. Sie spürt den Druck ihres Arbeitgebers und sieht nur noch die viele Arbeit, die sie kaum noch bewältigen kann. Wir analysieren ihre verschiedenen Lebensbereiche und sie erschrickt, als sie sieht, wie viele Stunden Bildschirmzeit sie pro Tag beansprucht. Sie steht mit dem Smartphone auf und geht mit dem Smartphone schlafen. Sie braucht es für scrollen, spielen, ablenken, informieren, arbeiten. Wir vereinbaren Massnahmen zur Reduktion ihrer Bildschirmzeit.
Ihr Zustand verbessert sich drastisch, als sie es schafft, ihre Handy-Impulse zu regulieren und die unnötige Screentime zu reduzieren.

Ruhe, Freizeit und Freiheit

Falls Sie sich belastet fühlen, gibt es verschiedene Ursachen sowie verschiedene Wege zum Ziel. Einer davon ist, Impulskontrolle in der Mediennutzung zu üben und sich, ihrem Gehirn und ihrem Umfeld dadurch mehr Ruhe, Freizeit und Freiheit zu ermöglichen. Weniger Bildschirmzeit, höhere Zufriedenheit – probieren Sie es aus! Daher ist es wichtig, sowohl die Eigenverantwortung in der Stressbewältigung zu stärken als auch als Arbeitgeber aktiv für ein gesundes und unterstützendes Arbeitsumfeld zu sorgen.

Kontakt
BB SELFMANAGEMENT
Barbara Brezovar Capobianco
CH-9512 Rossrüti (Wil SG)
Tel. +41 79 633 98 75
info@bb-selfmanagement.ch
www.bb-selfmanagement.ch