Der Wunsch nach guter Führung

Sie haben eine qualifizierte Praxismanagerin, die selbständiges Arbeiten schätzt. Im Team arbeiten eigenverantwortliche Dentalassistentinnen. Sie sind dankbar, ein solch gutes, eingespieltes Team zu haben, um das Sie sich nicht kümmern müssen. Wenn Sie denken, dass diese Mitarbeitenden keine Führung brauchen, so ist das ein Trugschluss.

ZZS

Wer braucht wann Führung?

Zwei Inhaber einer Gemeinschaftspraxis wunderten sich, dass sich ihre Praxismanagerin Britta darüber beschwerte, dass sie von ihnen nicht geführt werde. Sie fühle sich im luftleeren Raum, habe keine klare Ausrichtung und wisse nicht, wo sie stehe. Sie wünscht sich mehr Gespräche. Ihr ist ein regelmässiges Feedback der Vorgesetzten wichtig, aber auch klare Zielvorgaben, damit sie ihre Arbeit besser priorisieren kann.

Irritationen auf allen Seiten

Die beiden Inhaber waren irritiert. Britta als Praxismanagerin sollte das Team führen und den Betrieb selbständig organisieren, sodass sie sich nicht selbst darum kümmern mussten und ihre Zeit für ihre PatientInnen zur Verfügung hatten. Sie brachten wenig Verständnis dafür auf, dass Britta Führung nun von ihnen einforderte und interpretieren das als Schwäche. Sie beklagten sich, dass es wohl nicht auch noch ihr Job sein könne, sich um die Führung der Führungskraft zu kümmern.

Sie haben die Wahl

Entweder machten sie weiter wie bisher, dann würde Britta bald kündigen oder sie veränderten ihr Führungsverhalten und passten sich den zeitgemässen Mitarbeiteranforderungen an, in einer Arbeitswelt, in der Arbeitskräftemangel herrscht. Auch wenn hierarchische Führung nicht mehr gefragt ist, so ist es der Laissez-faire-Stil auch nicht. Dieser führt zu Unzufriedenheit.

Anderer Betrieb - ähnliches Problem

In einem anderen Betrieb wurde das Praxismanagement durch eine Co-Leitung besetzt, die sehr gut funktionierte. Die Arbeitsbelastungen in der Praxis waren sehr hoch, das Verhältnis zu ihrer Vorgesetzten war geprägt von Menschlichkeit. Dennoch wurden die beiden Managerinnen zunehmend unzufriedener. Die Sitzungen mit der Chefin waren zwar gut strukturiert, es gab eine klare Agenda, die abgearbeitet wurde, danach gingen alle wieder zurück ins Tagesgeschäft und niemanden kümmerte es, wie es der Co-Leitung ging und wie sie mit ihren Herausforderungen klarkam.

Mitarbeitende müssen gepflegt werden

Als ich die Co-Leiterinnen fragte, was ihnen zu ihrer Zufriedenheit noch fehle, lautete die Antwort unisono: Mehr Führung. Sie schätzten zwar die Menschlichkeit der Chefin sehr, auch ihre strukturierte Arbeitsweise. Aber sie war ihnen kein Vorbild, sie konnte mit Belastungen selbst schlecht umgehen und sie verbreitete gestresste Stimmung, was die beiden Frauen veranlasste, die Chefin möglichst zu meiden und auf Distanz zu gehen.

Wertschätzung als Schlüsselelement

Somit wünschten sie sich eine bessere Führung. Ich fragte nach, was sie denn konkret darunter verstehen würden: Sie wünschten sich häufigeres Nachfragen nach ihrer Befindlichkeit, dies würde ihnen Wertschätzung vermitteln und sie würden sich wahrgenommen fühlen. Ihre Chefin frage nie, wie es Ihnen gehe. Zudem wünschen sie sich ein besseres Emotionsmanagement der Chefin, denn sie möchten die vorgesetzte Person als Vorbild sehen, von der sie noch etwas lernen können. Sie soll in herausfordernden Zeiten vor allem Orientierung, Zuversicht, Halt und Ziele geben können. Das haben sie bisher vermisst.

Fördern und fordern

Mitarbeitende wollen nicht nur Freiheiten, Selbständigkeit und interessante Aufgaben. Sie wollen auch wahrgenommen, gefördert und gefordert werden. Das geht nur über regelmässige Gespräche und Vorbildfunktion. Dies erfordert mehr Zeit für Führung, die man so lange nicht hat, wie man die Wichtigkeit der Patienten über die Wichtigkeit von Mitarbeitenden stellt. War das früher noch vertretbar, so haben sich die Zeiten aufgrund des Zeitgeistes geändert. Die Mitarbeitenden müssen genauso gepflegt werden wie die Zähne Ihrer Patienten: Regelmässig, präventiv und gründlich – damit sie auch langfristig auf sie zählen dürfen.

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