20. März 2025Kolumne Right Path

Mensch oder Maschine: KI in der Praxis

Dr. Haller freute sich über die Einführung einer neuen KI-Software, die dabei hilft, Karies und andere Zahnschäden auf Röntgenbildern zu erkennen. Die Künstliche Intelligenz wurde darauf trainiert, auch kleinste Läsionen und versteckte Schäden zu identifizieren. Bereits in den ersten Wochen zeigte sich ein praktischer Nutzen: Die KI entdeckte bei mehreren Patienten frühzeitige Kariesstellen, die der Arzt übersehen hätte, weil sie auf den Aufnahmen schwer erkennbar waren.

Brezovar Right Path
ZZS

Doch nicht alle Erfahrungen verliefen reibungslos. Bei einem Patienten, Herrn Wagner, markierte die KI eine harmlose Schattenbildung als mögliche Wurzelentzündung, was zu einer zusätzlichen Untersuchung führte. Herr Wagner äusserte seine Bedenken über die vielen Diagnoseschritte, und das Team erkannte, dass es eine bessere Balance zwischen KI-Analyse und ärztlicher Beurteilung finden musste.
Dr. Haller beschliesst, sein Team in Workshops zu schulen. Gemeinsam wird analysiert, wie die Software optimal genutzt werden kann, ohne die individuelle Expertise zu vernachlässigen. Die Reflexion über Stärken und Schwächen sowie über Chancen und Gefahren der Technologie führt zu einem bewussteren Einsatz von KI.
Das Ergebnis: Die Software bleibt ein wertvolles Werkzeug in der Praxis, aber nur in Kombination mit menschlicher Expertise.

Bewusster Einsatz der KI

Ein bewusster Umgang mit KI beginnt mit der Vermeidung blinder Anpassung. Wie der Fall von Dr. Haller verdeutlicht, kann unkritischer KI-Einsatz zu Problemen führen. KI-gestützte Systeme sind effizient und hilfreich, aber nicht unfehlbar. ZahnärztInnen sollten Technologien gezielt hinterfragen und sicherstellen, dass sie den individuellen Bedürfnissen der PatientInnen sowie der Praxis entsprechen. Gleichzeitig dürfen ZahnärztInnen ihre Identität als empathische und kompetente Behandler nicht verlieren. Künstliche Intelligenz beschleunigt zwar technische Analysen und Prozesse, aber ohne Empathie und Vertrauen gibt es keine Basis für langfristige Patientenzufriedenheit.

Wer ist bei Ihnen für KI zuständig?

Die Anpassung an den technologischen Wandel erfordert stetige Weiterbildung und die Bereitschaft, neue Technologien zu entdecken, zu erlernen und auch kritisch zu hinterfragen. Welche Vorkehrungen zum Umgang mit KI haben Sie bereits getroffen? Wer in Ihrer Praxis ist zuständig für das Thema KI? Wie weit sind Sie in der eigenen Weiterbildung zu KI? Dabei ist es wichtig, sich des Potenzials aber auch der Grenzen von KI bewusst zu sein und zu verstehen, wie die verschiedenen Tools funktionieren. Trainingsdaten können Verzerrungen verursachen und ChatGPT wird oft als Suchmaschine missverstanden.
So ist es elementar, einerseits das richtige Prompten zu erlernen und andererseits stets die Quellen zu überprüfen. Wem «prompten» noch kein Begriff ist, der soll sich bitte prompt weiterbilden. Gutes «Prompten» gehört heute zu den Basics der neuen Arbeitswelt. Bitte beachten Sie dabei, welche Daten Sie prompten, denn diese können jederzeit von jedermann genutzt werden, wenn Sie nicht auf Ihren Datenschutz achten.

KI ist gekommen, um zu bleiben

Wir befinden uns erst am Anfang einer rasanten Entwicklung, bei der die Konsequenzen noch nicht abzuschätzen sind. KI ist gekommen, um zu bleiben. Bleiben Sie am Puls der Zeit und lassen Sie sich nicht überholen. Das Entwicklungstempo ist hoch und es ist eine Herausforderung, damit Schritt zu halten. So ist es nicht verwunderlich, dass das Eröffnungssymposium «Praxis-
Connect 2025» vom Institut für angewandte Dentronik bereits völlig ausgebucht war.
Der Fall von Dr. Haller zeigt, dass KI in der Zahnarztpraxis Chancen und Herausforderungen bietet. Auch wenn Sie primär auf den Faktor Mensch zählen, entbindet Sie das nicht von Ihrer unternehmerischen Verantwortung, sich in Sachen künstliche Intelligenz auf dem Laufenden zu halten. Und wer weiss, vielleicht ist Ihnen bald ein KI-Assistent dabei behilflich.

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